Das Markersignal – Die gemeinsame Fremdsprache

18. Februar 2022 | Alltag und Training mit Hund

Oder anders gefragt:   Kannst du chinesisch?!

Mein letzter Blogartikel ist schon eine geraume Zeit her. Ich habe darin erklärt, was richtiges positives Training bedeutet, wie es aussieht und weshalb es so viel effektiver ist als alte „traditionelle“ Trainingsmethoden.

Im letzten Blogartikel habe ich oft davon gesprochen, dass man ein erwünschtes Verhalten verstärken soll….was ich damit gemeint habe? Das werde ich in diesem Artikel genauer beleuchten.

Wenn man sich Hund und Mensch einmal anschaut, könnten beide nicht unterschiedlicher sein. Wir Menschen kommunizieren hauptsächlich über unsere Sprache – also über Lautäußerungen – und untermalen unsere Aussagen höchstens noch mit ein wenig Körpersprache und Mimik. Einen hohen Stellenwert nehmen die beiden letzten Punkte in unserer Kommunikation allerdings nicht ein.

Bei Hunden sieht das ganze schon komplett anders aus. Sie kommunizieren untereinander über feinste Nuancen in der Körpersprache und Mimik. Oft sind die Veränderungen so fein, dass wir sie als Menschen noch nicht einmal wahrnehmen können. Genauso wenig können wir diese Art der Kommunikation nachahmen….egal wie sehr sich das die Vertreter der „Non-verbalen-Trainingsphilosophie“ einreden und wünschen. Wir können mit den Hunden nicht „hündisch“ reden. Unsere Hunde können aber auch unsere Sprache nicht verstehen, egal wie sehr wir uns das wünschen. Untrainierte Signale sind sozusagen chinesisch für unsere Hunde. Wir können froh sein, dass unsere Hunde so intelligent und nachsichtig sind, dass sie im Zusammenleben mit uns unsere Art der Körpersprache mit der Zeit lesen lernen.

Wir können also kein „hündisch“ und unsere Hunde können auch kein deutsch….und nu?!?!?!

Da kommt das Markersignal ins Spiel. Dies kann ein Clicker oder ein Markerwort sein, bei blinden und tauben Hunden sogar eine Berührung, ein Handzeichen oder ein Lichtsignal mit einer Taschenlampe.

Das Markersignal wird eingangs mit verschiedenen Belohnungsformen verknüpft (Futter, Spiel, Umweltbelohnung etc.), sodass der Hund lernt, dass das Ertönen oder Auftauchen des Markersignals eine angenehme Konsequenz bei seinem Menschen mit sich bringt. Vom Hund gezeigtes, erwünschtes Verhalten wird durch die dann folgende angenehme Konsequenz (Belohnung) verstärkt. Was sich lohnt, zeigt der Hund natürlich häufiger und in einem wird die Bindung zum Menschen gestärkt  🙂

 Das Markersignal hat im Training folgende Vorteile:

  • Es ist eine gemeinsame Fremdsprache, die sowohl Mensch als auch Hund versteht
  • Es ermöglicht eine klare und eindeutige Kommunikation
  • Es ist immer neutral, klingt gleich und ist nicht mit Emotionen des Menschen behaftet
  • Es ermöglicht dem Menschen, dem Hund sekundengenau mitzuteilen, welches Verhalten gefällt und dies zu verstärken
  • Es überbrückt die Zeit, bis der Mensch dem Hund die Belohnung geben kann (z.B. beim Training auf Distanz)

Wieso also all diese Vorteile nicht für ein gezieltes, freundliches und effizientes Training mit unseren Hunden nutzen? Nicht nur beim Tricktraining, sondern auch im Alltagstraining zur Veränderung von unerwünschtem Verhalten.

Und dazu sei gesagt, dass diese Art Training mit ALLEN Hunden – ja sogar mit allen Säugetieren – funktioniert! Alle Säugetiere ticken gleich, alle Säugetiere unterliegen den immer gleichen Lerngesetzen.

Wie oft müssen wir positiv arbeitenden Trainer uns anhören, dass wir spezielle Hunderassen nicht mit dem Marker trainieren könnten. Dass diese Rassen „Zucht und Ordnung“ und eine „harte Hand“ benötigen. Dass „Heititeiti“ hier nicht angesagt sei.

WOHER STAMMT DIESER IRRGLAUBE?!?!?!

Wieso meinen solche Menschen, dass man spezielle Hunderassen nur mit Stromhalsbändern, rucken, rupfen, kicken, Rappeldosen, Wasserflaschen oder einem beherzten Schlag mit einem Alunapf auf den Schädel trainieren kann?!?! Das ist doch alles nur „Ego-Scheiße“ und auf ein mangelndes Selbstbewusstsein zurückzuführen. Ausschließlich der Wunsch nach Dominanz über ein anderes Lebenwesen – nicht die Notwendigkeit dazu! Diese besteht nämlich nicht!

Die gleichen Menschen, die das behaupten und das Markertraining so arrogant belächeln, möchte ich gerne mal sehen, wenn sie einer Hyäne gegenüberstehen und ihr beibringen sollen, dass man ihr z.B. Blut abnehmen muss. Die möchte ich mal kicken und Rappeldosen schmeißen sehen. Solche Menschen waren vermutlich noch nie in einem Zoo und haben Tiertrainer dort bei der Arbeit beobachtet! Es gäbe ja auch noch genug Video-Beweise….man müsste nur einmal Onkel Google oder YouTube bemühen.

Das Markertraining ist ja bei weitem keine neumodische Vodoo-Erfindung. Die Art des Trainings wird schon seit mehreren Jahrzehnten erfolgreich in Zoos praktiziert. Egal ob es um die Reinigung der Elefanten, das Tricktraining mit Delphinen oder die notwendigen medizinischen Untersuchungen bei Hyänen, Löwen und Co. geht!

Wir sind uns doch sicher einig: Was bei Tiger, Elefant und Co. funktioniert, klappt auch bei einem American Staffordshire Terrier *g*

Säugetier ist Säugetier….

 Klappt übrigens auch mit Kindern und Lebenspartnern…Lasst euch nur nicht erwischen 😉

 Testet es mal aus, ich unterstütze euch gerne….im Training mit euren Hunden, Katzen und Pferden 😉

    Jessica Hein

    Jessica Hein

    Ausgebildete Tierverhaltensberaterin

     

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    Ganz ohne Dominanzgedöns.

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    Für einen entspannteren Alltag mit mehr Sicherheit & Leichtigkeit mit Deinem Hund.

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